Die Mediathek des
Bad Kreuznacher
“Haus der Stadtgeschichte”
Das Coronagespräch
Wie geht es den Helden des Corona-Alltages und was hat sich für sie geändert?
Was haben Ärzte, Polizisten, Krankenschwestern, Heimbewohner, Home-Office-Arbeitende, Kassiererinnen, Apotheker, Lehrerinnen, Schüler, Politiker, Gewerbetreibende, Handwerker aber auch positiv getestete und an Corona erkrankte Menschen etc. er- und durchlebt? Gesucht werden Menschen aus allen Bereichen unserer Gesellschaft, die bereit sind ihre Erfahrungen, Erlebnisse, Ängste und Sorgen in Corona-Zeiten schildern. Mit dieser Interview-Reihe von Zeitzeugen starten wir als Haus der Stadtgeschichte die Erweiterung unseres Film- und Hörarchives.
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18. Oktober 2021
Bettina Dickes, Landrätin des Kreises Bad Kreuznach erzählt uns im heutigen Coronagespräch, wie sie den Kreis als Verantwortliche und Entscheidungsträgerin durch die Pandemie lenkte. Und warum das auch bedeutete bis Mitternacht Facebook-Nachrichten zu beantworten.
Wir, Marc und Yuliyan von Gässjer FM, befragen KreuznacherInnen zu ihren Erlebnissen während der Coronapandemie.
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Ich hatte ganz viele Bedenken zum Thema Wirtschaft. Das war eine meiner ganz großen Ängste, dass das Thema Gastronomie oder die Schausteller, das Thema Kultur einfach irgendwann am Boden liegt. Ich habe heute Angst, dass das soziale Miteinander extrem gelitten hat.
Bettina Dickes,
Landrätin des Kreis Bad Kreuznach
Da das Coronakrisen Management in meiner Verantwortung liegt, ist da natürlich auch immer die Angst: Treffe ich eine falsche Entscheidung? Werden eventuell Menschenleben gefährdet weil ich eine falsche Entscheidung treffe? Dieser Verantwortung war ich mir vom ersten Tag an bewusst […] aber trotzdem gab es Nächte in denen ich praktisch nicht geschlafen habe, weil ich nur überlegt habe: Was kann ich noch tun, damit hier keine Menschen sterben [… ].
Bettina Dickes,
Landrätin des Kreis Bad Kreuznach
[Social Media] ... war aber auch auf der anderen Seite ganz wichtig um einfach Kontakt aufnehmen zu können. Insbesondere in den ersten Wochen - das waren diese ersten sechs bis acht Wochen - wenn ich um elf Uhr ins Bett gegangen bin, habe ich noch bis Mitternacht Anfragen beantwortet.
Bettina Dickes,
Landrätin des Kreis Bad Kreuznach
Als wir dann im Herbst [2020] mit steigenden Zahlen wieder deutlichere Restriktionen hatten, da ging auch die Stimmung den Bach runter. Und gerade mit Beginn dieses Jahres [2021] habe ich das Gefühl das die Menschen auch einfach nicht mehr können. […] Es ist zu lange; der Verzicht auf soziale Kontakte: Es ist für Familien mit Kindern im Home Schooling fast nicht mehr erträglich diese Doppelbelastung zu haben.
Bettina Dickes,
Landrätin des Kreis Bad Kreuznach
Vor drei Wochen ist ein Mitarbeiter unseres Hauses verstorben. Er ist so alt wie ich, hat sechs Kinder, war nicht geimpft und ist jämmerlich erstickt. Das hat, glaube ich, nochmal sehr deutlich gemacht, dass es hier nicht nur um das Thema der Alten geht, sondern dass mit den Mutationen, die Corona gebracht hat, auch die jüngeren Menschen gefährdet sind.
Bettina Dickes,
Landrätin des Kreis Bad Kreuznach
Ich werbe absolut, zum persönlichen Schutz und als gesell-schaftliche Maßnahme, für das Thema der Impfung und kann das wirklich guten Gewissens sagen: Ich bin geimpft.
Bettina Dickes,
Landrätin des Kreis Bad Kreuznach
Für mich ist das Thema Corona wirklich ein Ausnahmefaktor, bei dem ich mir wünsche, dass wir alle ohne den psychischen Knacks dauerhaft raus kommen, dass wir irgendwann wieder gnädiger miteinander umgehen. Das Thema Gnade ist so ein bisschen kaputt gegangen in den letzten Monaten. Und dass uns bewusst sein muss, dass das möglicherweise nicht die letzte Pandemie ist, die wir erleben, dass jederzeit etwas auftreten kann und dass wir uns an dem freuen was wir haben und das aber nicht als selbstverständlich nehmen.
Bettina Dickes,
Landrätin des Kreis Bad Kreuznach
14. Oktober 2021
In dieser Folge erzählt uns Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, welche Veränderungen die Pandemie in der Stadtverwaltung mit sich brachte und was sich privat für sie änderte.
Wir, Marc und Yuliyan von Gässjer FM, befragen KreuznacherInnen zu ihren Erlebnissen während der Coronapandemie.
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„Anfang 2020 zeichnete sich ja so langsam ab, das ist eine Angelegenheit, die bleibt nicht in China. Wir müssen hier was tun.
Und ich habe dann in der Verwaltung einen Krisenstab ins Leben gerufen. Kein Krisenstab, wo jetzt das Amt für Brand und Katastrophenschutz involviert ist, sondern ein Krisenstab für die Verwaltung selber. Um zu gucken: „Wie können wir uns dann aufstellen in einer Zeit, wo klar ist, wir müssen Menschen räumlich trennen?““
– Heike Kaster-Meurer, Oberbürgermeisterin der Stadt Bad Kreuznach
„Stadtratssitzung haben wir zunächst ausgesetzt, haben für das Allerwichtigste Beschlüsse im Vorstand gefasst und sind dann ja auch zu digitalen Sitzungen gekommen, zu Videokonferenzen. Auch das war ja vorher überhaupt nicht denkbar.
Ich weiß noch, als ich das vorgeschlagen habe, gab es einen Riesen, einen riesen Widerstand, wie man denn sowas machen kann. Ich würde ja Mandatsträgern jede Rechte abschneiden. Das hat sich ja inzwischen auch relativiert. Wir fragen ja auch immer noch, ob Präsenz oder Videokonferenzen gewünscht sind. Und der letzte Jugendhilfeausschuss beispielsweise hat als Videokonferenz stattgefunden und es gibt gar keine Vorbehalte mehr.“
– Heike Kaster-Meurer, Oberbürgermeisterin der Stadt Bad Kreuznach
[…] Und es gab aber auch ganz viele Betroffene. Und gerade die Menschen, die auf Trinkgeld angewiesen sind… Ich denke mal, Gastronomen oder die Gastronomiebeschäftigten sind ja auch unterstützt worden. Aber wenn ich Kurzarbeitergeld bekomme von einem Festgehalt und mir fehlt dann das Trinkgeld, dann ist es natürlich noch mal eine ganz andere Situation, als wenn man in der Verwaltung arbeitet, wo klar ist Ich kann Urlaub nehmen, wenn ich jetzt nicht unbedingt gebraucht werde.
– Heike Kaster-Meurer, Oberbürgermeisterin der Stadt Bad Kreuznach
„Schaffen wir es in Zukunft noch, den sozialen Frieden zu finanzieren? Da mache ich mir große Sorgen. Aber nicht für meine Person, sondern insgesamt für unsere Stadtgesellschaft, für die Gesellschaft insgesamt. […] Diese Entwicklung, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet, dass sich bestimmte Menschen, auch das Wohnen und Leben in einer Stadt nicht mehr leisten können. Das haben wir ja vor Corona schon gehabt, das hat sich ja schon abgezeichnet. Aber das, finde ich, ist jetzt noch mal durch Corona beschleunigt worden. Und das ist auch etwas, was mir große Sorgen macht und wo ich mich auch wirklich frage: „Wie schaffen wir es kommunalpolitisch, da gegenzusteuern?““
– Heike Kaster-Meurer, Oberbürgermeisterin der Stadt Bad Kreuznach
„[…] Das steckt, glaube ich, auch tief in den Knochen der Menschen. Die Angst, es kommt etwas Unberechenbares. Bisher gab es ja immer so eine – zumindest einigermaßen – so eine Verlässlichkeit. […] Ich gehöre ja eher zu den Boomern. Wir hatten es immer gut, wir hatten immer genug zu essen. Es gab keinen Krieg, es gab immer Frieden, es gab immer Freiheit. Wir konnten immer reisen. Aber jetzt haben wir gelernt das ist alles nicht so selbstverständlich. Und es kann durchaus sein, dass plötzlich irgendwas ist. (Dass) irgendetwas passiert und alles ist anders.“
– Heike Kaster-Meurer, Oberbürgermeisterin der Stadt Bad Kreuznach
19. September 2021
Das Hotel-Restaurant Mühlentor ist vielen KreuznacherInnen wohl bekannt. Geschäftsführerin Stephanie Hilgert gibt uns Einblicke in den Familienbetrieb. Mitten im Umbau des Hotels wurden sie von der Pandemie erwischt. Wie gingen die Gastronomen damit um? Wie hat es ihren Alltag verändert? Welche Schlüsse ziehen sie aus dieser Zeit? All das und mehr erfährst du in dieser Folge des Coronagesprächs.
Man konnte es gar nicht glauben. Es war echt so, dass ich gedacht habe: „Die können doch jetzt nicht zu machen! Das geht doch eigentlich gar nicht…!“ Ja und dann war es so, dass wir zugemacht haben. Ich musste mich mit Dingen wie Kurzarbeit beschäftigen, was ja in der Gastronomie eigentlich…das Problem hatten wir noch nie. […] Ich kann mich an ein Telefonat erinnern mit einem Mitarbeiter vom Arbeitsamt, in dem ich gesagt habe: „Och, ich melde das dann mal bis Mai an.“ Und dann hat der nette Herr gesagt: „Also ich an ihrer Stelle würde es erweitern bis September.“
Stephanie Hilgert,
Geschäftsführerin Hotel-Restaurant Mühlentor
Und dann habe ich gemerkt: Die Schlinge zieht sich enger, und es kommt immer näher, und jetzt fange ich an Angst zu haben, auch um meinen Papa, meine Schwiegereltern…und das war schlimm.
Stephanie Hilgert,
Geschäftsführerin Hotel-Restaurant Mühlentor
Positiv bewegt hat mich die Solidarität und treue der Gäste, die auch wirklich teilweise angerufen haben und gefragt haben wie es uns geht, was auch nach wie vor noch so ist. Die Blumen die jetzt hier auf der Seite stehen, hat mir zum Beispiel die Woche noch eine ganz liebe Stammkundin vorbeigebracht, die immer um unser Wohl besorgt ist!
Stephanie Hilgert,
Geschäftsführerin Hotel-Restaurant Mühlentor
Ich finde, man hat als Bürger auch eine eigene Informationspflicht. Jeder kann (sich informieren) in Zeiten von Internet oder auch Zeitungen, egal wo man es liest. Ich schau mir immer die Berichte auf Facebook an, die Inzidenzen, wie sie sich entwickeln. Und der DEHOGA-Verband schickt auch regelmäßig Newsletter raus. Oder die Wirtschaftsförderer von Bad Kreuznach, da fühle ich mich schon gut informiert!
Stephanie Hilgert,
Geschäftsführerin Hotel-Restaurant Mühlentor
Ich persönlich hätte mir gewünscht, man hätte mehr Vertrauen in die Gastronomie und in die Hygienekonzepte gesteckt. Und hätte den Menschen einen Raum gegeben, wo Sie sich in der Öffentlichkeit treffen können. Wo die Hygienemaßnahmen eingehalten werden können. Klar sitzt man vielleicht gemeinsam an einem Tisch, aber das ist zeitlich begrenzt und es wird gelüftet. […] Das kann ich nicht so unterschreiben, dass die Gastronomie die Pandemietreiber waren.
Stephanie Hilgert,
Geschäftsführerin Hotel-Restaurant Mühlentor
7. Juli 2021
Mitten in einer Pandemie Student werden. Etwas, das nicht viele von sich behaupten können. Mit einem von ihnen haben wir gesprochen. Jephta hat das Präsenzstudium noch nicht erleben dürfen. Im Lockdown verlagerten sich Seminare und Klausuren aber auch studentisches Leben ins Digitale.
Warum das nicht nur Nachteile hat und was Jephta noch bewegt, erfährst du in unserem aktuellen Coronagespräch.
Wir, Marc und Yuliyan von Gässjer FM, befragen KreuznacherInnen zu ihren Erlebnissen während der Coronapandemie.
Wir haben angefangen...eine bis zwei Wochen vor dem dritten Lockdown müsste das gewesen sein. Wir hatten zum Glück noch […] die Möglichkeit, vorher ein paar Leute kennenzulernen. Aber seit ich angefangen habe, zu studieren, war ich zwei Mal vor Ort an der Hochschule. Also ich habe keine Ahnung, wie es im ersten Stock aussieht, ich habe keine Ahnung wie die Toiletten aussehen.
– Jephta Gössner, Student der Sozialen Arbeit
(Digital Studieren) ist teilweise ein bisschen schwierig, weil sich […] eingelebt hat, dass man die Vorlesungen anfängt im Bett zu hören oder zu sehen, was natürlich nicht unbedingt zuträglich ist für die Leistungsfähigkeit, weil ich einfach nicht aus dem Bett rauskomme. Manchmal verlege ich mich ins Wohnzimmer zusammen mit meinem Mitbewohner, er ist auch Student. Oder man trifft sich draußen oder bei anderen Kommilitonen. […] Die Trennung von meinem privaten Raum und von meinem Lernraum ist schon wichtig für mich.
– Jephta Gössner, Student der Sozialen Arbeit
Das wird, denke ich, ganz schön, einfach mal dieses richtige Studentenleben zu erleben. Dass man morgens aufsteht und sich nicht an den Laptop hockt, sondern an die Hochschule geht und dann hört man sich da 'ne Vorlesung oder was auch immer an, ein Seminar. Und dann bleibt man da vielleicht den ganzen Tag — oder auch nicht — und geht wieder nach Hause. Ich glaube das wird so […] die größte Veränderung, was das Hochschulleben angeht.
– Jephta Gössner, Student der Sozialen Arbeit
24. Mai 2021
In dieser Folge stellen sich drei Kreuznacherinnen vor, die sich zu Anfang der Pandemie zusammengesetzt haben und eine Initiative gegründet haben. Unter "wirsindkreuznach" bieten sie seitdem eine Plattform für lokale Händler:innen, Dienstleistende, Privatpersonen, Vereine, veranstalten Aktionen mit Musik und Kunst und laden zu regelmäßigen Netzwerk-Meetings ein, an denen jeder teilnehmen kann.
Was sie motiviert, welche Hürden sie bewältigt haben und was sie sich für die Zukunft wünschen, erzählen uns Iris, Manu und Claudia im Coronagespräch.
Link zur Seite des Projekts:
https://wirsindkreuznach.de
Der Slogan heißt „Wir sind Kreuznach – wir halten zusammen“, und da haben wir gerade den Nerv der Zeit getroffen. Und natürlich auch „wir kaufen hier“. Und das wollten wir nach außen transportieren über die verschiedensten Wege.
Manu Gilles,
Wir sind Kreuznach
Wir müssen ja irgendwie kostenreduzierend arbeiten. Deswegen haben wir jetzt gelernt, wie man Webseiten programmiert, wie man Newsletter schreibt, wie man Instagram macht […], wie man TikTok macht, haben wir gelernt. Wir versuchen eigentlich von jedem, der uns was beibringen will, auch was zu lernen.
Iris Prencipe,
Wir sind Kreuznach
(Es wäre gut), wenn man irgendeinen hätte, den man ansprechen könnte: „Du, hör zu, ich habe die und die Idee.“. Zum Beispiel als wir dieses „Kreuznach leuchtet“ gemacht haben. Wir wussten nicht, dass es Fledermäuse gibt, die nach 22 Uhr nicht nach Hause finden, wenn da irgendwo ein Licht scheint. Aber das erfährt man ja auch immer erst, wenn man irgendwo anfängt.
Iris Prencipe,
Wir sind Kreuznach
Was ist in zwei, drei Jahren? Auch der Mittelstand fragt: „Wo bleibt er? Haben junge Leute noch Interesse, sich selbstständig zu machen?“ Auch die ganze schulische Seite: Ich habe in unserem Unternehmen Mütter, die selbst Home-Schooling machen, ihren Arbeitsplatz machen, dreifach belastet sind. Es sind schon einige Soziale Brennpunkte im Raum.
Manu Gilles,
Wir sind Kreuznach
Ich habe auch das Gefühl, das Unverständnis steigt immer mehr. Es sind so viele Verordnungen draußen und so viele „das darf ich“, „das darf ich nicht“, was teilweise gar nicht mehr nachvollziehbar ist. Beim REWE darf ich rein ohne Test, ohne Kontaktnachverfolgung aber wenn ich mir eine Jeans kaufen möchte, dann muss ich einen negativen Test vorzeigen und muss meine Kontaktdaten angeben. Das sind manchmal Regelungen, die nicht jeder versteht.
Claudia Holbach,
Wir sind Kreuznach
19. Mai 2021
Walter Brusius lebt seit über 30 Jahren als freischaffender Künstler in Bad Kreuznach. Für jemanden, der sonst die Stadt als sein Wohnzimmer betrachtet, sind die Einschränkungen und die ausfallenden Ausstellungen ein großer Verlust. Abhilfe schafft die Kommunikation über soziale Netzwerke. Auch Freunde stehen dem Maler helfend zur Seite. Warum er mit Sorge auf die Gesellschaft schaut, mit welchen Gedankengängen er sich im Alter auseinandersetzt und was das für sein gerade neu gefundenes Hobby bedeutet, erzählt er im Corona-Gespräch. Das Interview haben wir am 8. Mai im Atelier von Herrn Brusius aufgezeichnet.
Wir hatten letztes Jahr zwei Ausstellungen geplant. Und es wurde auch eingeladen und diese Ausstellungen waren ausgerichtet nach den Richtlinien, die damals von Mainz vorgegeben worden sind. Also nur begrenzte Besucherzahl, dies und jenes. Das war Ende Sommer, (Anfang) Herbst […]. Und dann gingen die Einladungen raus, das meiste geht ja heute per Facebook. Also kaum noch etwas per E-Mail geht fast alles per Facebook. Und schriftliche Einladungen gibt es gar nicht mehr, wie früher mit so einer schönen Karte. Und dann war ich überrascht, wie viele feindselige Kommentare kamen. „Wie könnt ihr nur so etwas machen in dieser Zeit! Ihr setzt ja die Leute den größten Risiken aus.“ Also das war richtig feindselig. Nicht von allen, aber es gab solche Meldungen. Richtig feindselig. Und von Leuten, die normalerweise gerne zu solchen Ausstellungen kommen.
Walter Brusius,
freischaffender Künstler aus Bad Kreuznach
Die Befürchtungen, die ich immer hatte (sind), dass es so viel Gewalt und so viel Hass in der Gesellschaft gibt – also gewusst habe ich das schon immer – aber in welchem Ausmaß, das wagt man sich oft nicht einzugestehen.
Walter Brusius,
freischaffender Künstler aus Bad Kreuznach
Ich lasse mich jetzt impfen! Vor allen Dingen oder in erster Linie, damit ich die Voraussetzungen habe, jetzt wieder reisen zu können.
Walter Brusius,
freischaffender Künstler aus Bad Kreuznach
17. Mai 2021
Marian Ristow ist stellvertretender Redaktionsleiter des Öffentlichen Anzeigers in Bad Kreuznach. Der Öffentliche Anzeiger ist die auflagenstärkste Tageszeitung in Bad Kreuznach. Was sich im Leben eines Redakteurs in der Coronakrise geändert hat, womit man sich neu auseinandersetzen muss und was er aus der Zeit vor Corona am meisten vermisst, erzählt er uns im aktuellen Coronagespräch. Das Gespräch haben wir am 7. Mai aufgenommen.
Was natürlich komplett auf der Strecke bleibt ist das Redaktionsleben. Das kann man sich wirklich im Grunde so vorstellen, wie man es aus Filmen und mittlerweile Serien kennt. Früher [...] haben wir hier wirklich morgens unsere Konferenzen gehabt mit zehn bis zwölf Leuten. Das ist natürlich heute Science-Fiction, das kann man sich gar nicht mehr vorstellen.
Marian Ristow,
stellvertr. Redaktionsleiter,
Öffentlicher Anzeiger
Ich habe ja auch mal einen richtigen Beruf gelernt, nämlich Krankenpfleger. Mir ist das Krankenhausumfeld durchaus bekannt. Da macht es mich schon ein Stück weit fassungslos, wenn ich sehe, dass Leute auch aus meinem Umfeld der [Querdenker]-Bewegung total nahe stehen. Das muss ich sagen, das hat mich ein Stück weit schon geschockt.
Marian Ristow,
stellvertr. Redaktionsleiter,
Öffentlicher Anzeiger
Die Leute merken im Grunde nicht, wie ihre berechtigte Sorge, die ich absolut teile, mißbraucht wird für irgendwelche antidemokratischen Umtriebe, die sich in das Gewand einer demokratischen Volksbewegung kleiden. Das macht mir ein Stück weit Angst, weil ich leider auch weiß, – und das kann man mir jetzt auch gern zum Vorwurf machen – dass da draußen viele Leute unterwegs sind, die das überhaupt nicht merken. Und das ist das, was mich fundamental stört.
Marian Ristow,
stellvertr. Redaktionsleiter,
Öffentlicher Anzeiger
11. Mai 2021
Max Schmitt ist 17 Jahre alt und Schüler des Gymnasiums am Römerkastell in Bad Kreuznach. Darüber hinaus engagiert er sich in der LandesschülerInnenvertretung Rheinland-Pfalz. In unserem Gespräch erzählt er, wie sich der Schulalltag während der Coronakrise verändert hat, wie er mit dem Recht auf Meinungsfreiheit die Demonstration der hiesigen Corona-Leugner störte und was er und vielleicht auch andere Schüler*innen aus der Krise mitnehmen können. Max war uns aus der Ferne zugeschaltet.
Links zur Folge:
https://www.darfichdas.info/
Ich hatte mehrere Monate hintereinander Home-Schooling, und das komplett. Ich musste jeden Morgen aufstehen und erst mal gucken, wo ich meine Videokonferenz-Links herbekomme usw., damit ich […] den Unterricht nicht verpasse. Dementsprechend war ich dann halb froh, halb skeptisch als die Schulen dann wieder geöffnet wurden. Im Moment ist es so, dass ich alle zwei Tage zur Schule gehe und dort eben normalen Präsenzunterricht mitbekomme. Und das wechselt sich halt eben jede zweite Woche ab. Und, ja, das ist nur die Hälfte der Zeit, die ich in der Schule bin. Aber es ist schon waanderes, weil man […] die Garantie hat, dass die Unterrichtsstunden stattfinden.
Max Schmitt,
Schüler in der Oberstufe
Die Lehrkräfte die sind hinterher. Die meisten sind ja auch Menschen, die Interesse haben, ihre SchülerInnen zu fördern, ja. Aber da ist halt die Sache: (Sie) haben die Zeit halt einfach nicht. Da ist ja auch der Schüler-Lehrer-Schlüssel viel zu hoch […] . Auf eine Lehrkraft kommen viel zu viele SchülerInnen und dementsprechend ist überhaupt kein Raum für […] individuelle Förderung.
Max Schmitt,
Schüler in der Oberstufe
15. April 2021
Twiggy ist Erzieherin in einer Kreuznacher Kindertagesstätte. Im Gepräch erzählt sie uns, wie sie Arbeitsalltag und Privatleben in Zeiten von Corona unter einen Hut bringt. Um direkten Kontakt zu meiden, haben wir das Interview über die Ferne aufgenommen. Im Coronagespräch sammeln wir die Erfahrungen von KreuznacherInnen während der Pandemie.
Als ich in die Einrichtung kam, hieß es, „Beschränkter Regelbetrieb“. Das bedeutet, dass wirklich nur Familien ihre Kinder bringen sollten, die […] einen Bedarf haben. Die nachweislich sagen können: „Ok, ich muss diese Arbeit ausführen, somit muss auch mein Kind betreut werden.“ Das ist eine notwendige Auflage.
Aber diese Schwammigkeit im Sinne von „Können“ und „Sollen“ … ja, das war für die Eltern kaum greifbar. Deswegen war es auch für die Erzieher teilweise undurchsichtig, haben diese Familien jetzt den Bedarf, ihre Kinder vorbeizubringen. […] Man wurde so ein bisschen auch in so eine Detektivrolle gepackt mit diesem „Beschränkten Regelbedarf“, weil es eben sehr offen formuliert war.
Twiggy
Erzieherin in einer Kindertagesstätte
Es sollte mehr in den Vordergrund rücken, dass die Erzieher, die Erzieherinnen, nach wie vor die Stange halten und Präsenz zeigen und sich außerdem immer noch mit den Sachverhalten, die außerhalb von Corona passieren, herumschlagen, um es mal ganz deutlich zu sagen. […] Eben gerade wegen der absolut verwirrenden und nicht klar strukturierten Situation für die Kita und für den Erzieherbereich.
Twiggy
Erzieherin in einer Kindertagesstätte
3. April 2021
Hendrik ist zum zweiten Mal Gast beim Coronagespräch. Beim letzten Interview galt seine Sorge noch den Außensitzplätzen in der Wintersaison. Ein Lockdown später erzählt der Kreuznacher Gastronom uns, wie sich die Lage entwickelt hat. Zwischen Rentabilitätssorgen und Tatendrang schaut Hendrik vorsichtig optimistisch auf die kommende warme Jahreszeit.
In der Zwischenzeit ist sehr sehr viel passiert. Wir haben jetzt mittlerweile wieder den fünften Monat geschlossen und mussten sehr sehr lange warten auf die November- und Dezemberhilfen, so dass (ich) tatsächlich Anfang Januar überlegen musste, den Laden zu schließen. Weil einfach das ganze hart erarbeitete Geld aufgebraucht war.
Hendrik Bott
Besitzer Kelly´s Irish Pub
Was ich festgestellt habe ist wenn man nicht arbeitet, dann geht die Zeit einfach so schnell rum. Die letzten fünf Monate gingen jetzt schon relativ schnell rum. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass man dann, um den Frust ein bisschen zu ertragen, das eine oder andere Bier trinkt.
Hendrik Bott
Besitzer Kelly´s Irish Pub
Wenn es nicht nötig gewesen wäre hätte ich niemals Hilfe in Anspruch
Hendrik Bott
genommen, aber es ist halt sehr sehr nötig gewesen. Sonst wäre der Laden einfach nicht mehr da.
Besitzer Kelly´s Irish Pub
9. Dezember 2020
In unserem vorerst letzten Coronagespräch hören wir die Perspektive des Leiters der Polizeiinspektion Bad Kreuznach, Herrn Christian Kirchner. Herr Kirchner wünscht sich einen vernünftigeren gesellschaftlichen Diskurs bei dem Thema der Coronamaßnahmen. Er kritisiert die verschwörungstheoretischen Impulse, da sie zu Verunsicherung in der Bevölkerung beitragen. Auch bedauert er, dass vor allem junge Kinder einen nicht unwesentlichen Teil ihres Lebens im Lockdown verbringen. Wir bedanken uns für das Gespräch!
„Seit März sind wir in dieser Coronasituation. Also bald ein dreiviertel Jahr. Für mich ist das vielleicht kein langer Zeitraum aber wenn ich jetzt überlege, die Kinder, wir haben einen sechsjährigen Zuhause für den ist das – wenn man so will – jetzt schon ein großer Teil des Lebens, den der jetzt in dieser Situation verbringt.“
— Christian Kirchner
Leiter der Polizeiinspektion Bad Kreuznach
„Das, was mir mißfällt, letztendlich ist eine bestimmte Entwicklung einiger Leute - da geht's jetzt so ein bisschen in die Richtung CoronaLeugner - Leute die irgendwo diese Tatsachen anzweifeln, die generell Verschwörung dahinter vermuten und angeblich auch Beweise für solche Verschwörungstheorien haben. Und die dann letztendlich zu einer großen Verunsicherung in der Bevölkerung beitragen. Das mißfällt mir, dass man hier nicht mit objektivem Blick auf die Themen schaut.“
— Christian Kirchner
Leiter der Polizeiinspektion Bad Kreuznach
8. November 2020
Nadine, Axel, Karlson und Katharina erzählen uns, wie sie als vierköpfige Familie die Pandemie und die Veränderungen, die sie mit sich bringt, erleben. Katharina (11) ist gerade auf die weiterführende Schule gekommen und hat von dieser aufgrund von Home Schooling noch nicht viel gesehen. Karlson (15) ist es gewohnt, mit Freunden online zu kommunizieren. Neu ist aber auch dort das gemeinsame Erledigen von Hausaufgaben. Nadine hat zugleich zwei Perspektiven auf die Schule. Sie ist nicht nur Mama, sondern auch Lehrerin. Das gibt ihr Einblick in die Lücken schulischer Digitalisierung von zwei Seiten. Zudem bedauert sie, dass den Heranwachsenden zwischen Beschränkungen und Abstandsregeln ein Stück jugendliche Unbeschwertheit unwiderruflich verloren geht. Der Ausfall von kulturellen Ereignissen wie Konzerten fehlen Axel und seiner Familie in diesem Jahr sehr. Längst vergessene Profile in den sozialen Medien erwachen zu neuem Leben mit musikalischem Austausch, wenn schon nicht vor der Bühne, dann zumindest im Netz. Die wichtigen Familienzusammenkünfte fielen dieses Jahr aus. Es gilt, die Großeltern zu schützen, auf Umarmungen zu verzichten, so schwer es auch fällt. Wieder etwas mehr von der alltäglichen Normalität zurückzubekommen wäre schön.
Wir bedanken uns für das Interview!
„Also im Querschnitt über diese gesamte Coronazeit ist für mich einfach ganz viel Spontanität weggefallen. Weil wir immer danach gucken müssen, was gelten aktuell für Regeln, was ist gerade angesagt oder wo fahren wir hin, was gilt da. Wir müssen auch überlegen — es gab ja Phasen, da konnte man nicht einfach ins Restaurant gehen, sondern musste reservieren, dann musste man überlegen, mit wie vielen Personen, das muss alles geplant sein und organisiert sein. Eben einfach dieses spontane Rausgehen, in die Stadt gehen, Leute treffen, sich treiben lassen, das ist eigentlich eine Veränderung, die sich, egal was für Regeln wir hatten, durch die ganze Coronazeit für mich zieht.“
— Nadine Hey
Mutter
„Also ganz am Anfang hatte ich mir immer gedacht, ich habe doch ein starkes Immunsystem. Was kann mir schon passieren?
— Katharina Hey
Aber wenn ich es kriege… mit meinem Umfeld…?
Es gab auch einen Abend, da bin ich zu meiner Mutter gegangen und habe angefangen zu weinen, und habe gefragt: „Was ist das?!” Ich hab mich auch nicht genug informiert gefühlt zu dem Thema, ich bin ja auch noch verhältnisweise ziemlich jung[…] und das heißt ja auch, dass man jetzt nicht jeden Abend Nachrichten guckt oder so.“
11, Schülerin
„Negativ ist zu betrachten, dass man wahrscheinlich bei uns in unserer Gesellschaft zu viel Wert auf monetäre Dinge gelegt hat als auf Dinge wie Bildung oder dergleichen, die halt jetzt ganz stark auffallen[…]. Ja, eigentlich hat man früher in der Vergangenheit die falschen Schwerpunkte gelegt und das fällt halt jetzt auf.“
— Axel Hey
Vater
„Über Discord haben wir eigentlich am meisten Kontakt. Deswegen[…] hat mich (die Kontaktbeschränkung) nicht so sehr eingeschränkt. Das lag daran, dass wir den meisten Kontakt mit den Freunden sowieso online hatten. Auf Discord haben wir unseren eigenen Server, über den wir dann auch unabhängig von der Schule auch mal gezockt haben. Und das hat damit alles super funktioniert. Auch als wir die (Schul-)Aufgaben hatten, konnten wir uns darüber super verständigen.“
— Karlson Hey
15, Schüler
25. Oktober 2020
Im siebten Coronagespräch haben wir mit Stefan Balzer, Metzgereiinhaber in der dritten Generation, gesprochen. Die Herausforderungen eines solchen Betriebs sind ähnlich denen der Gastronomen. Die sonst so wichtigen Feste wie der Jahrmarkt sind dieses Jahr weggebrochen. Wie es trotzdem gelingt, gewinnbringend zu wirtschaften erzählt uns Herr Balzer in diesem Interview.
„Ich hoffe, dass die Pandemie nicht so lange anhält, dass wir vielleicht 2021 zu einer Normalität kommen, dass das eine oder andere Fest wieder stattfindet. Wir persönlich haben das in der Firma so gemacht, dass wir momentan noch etwas in Kurzarbeit sind, im Einklang mit unserem Personal. Die haben das alles mitgetragen. Wir sind ein gutes Team, weil alle an einem Boot ziehen. Wir hoffen, dass wir durch diese Pandemie alle gemeinsam gut durchkommen. […] Wenn irgendwo etwas drückt oder klemmt, bin ich immer für jeden meiner Mitarbeiter da.“
— Stefan Balzer
Metzger aus Bad Kreuznach
3. Oktober 2020
Zu den betroffensten Branchen gehört auch in Bad Kreuznach die Gastronomie. Nicht nur zu Anfang war die Umstellung und Einhaltung von Regeln eine Herausforderung. Die Wintersaison stellt Hendrik Bott, Besitzer des Irish Pub, vor einem neuen Problem: Sobald die Außenbestuhlung wetterbedingt wegbricht, müssen BesucherInnen ins Innere. Der Infektionsschutz erlaubt es aber nicht, Gäste in gewohnter Anzahl zu beherbergen. In Folge brechen die Einnahmen enorm ein. Hendrik ist, wie auch viele andere Gastronomen besorgt. Zugleich kritisiert er den Informationsfluss der Behörden. Speziell die Auslegbarkeit mancher Regeln lässt keine eindeutigen Handlungsstrategien zu. Was einen Wirt sonst noch beschäftigt während der Coronapandemie, hört ihr in der sechsten Folge Corona Gespräch vom Haus der Stadtgeschichte. Aufgezeichnet und produziert von Gässjer FM.
„Privat denkt man die ganze Zeit darüber nach, wie das Geschäft wohl weiter läuft und wenn man im Geschäft ist, denkt man die ganze Zeit darüber nach, ob man irgendwelche Strafen kassieren muss, weil sich irgendjemand nicht an irgendeine Regel hält. Es ist sehr anstrengend.“
— Hendrik Bott
Besitzer des Irish Pub in Bad Kreuznach
27. September 2020
Christiane Grohar arbeitet in der Buchhaltung eines Pflegeheimes. Gerade für ältere Menschen ist die Zeit mit Corona schwierig gewesen. Nicht nur weil es sie als Risikogruppe besonders viel Schutz brauchen. Auch für die Psyche war es eine Zerreißprobe, als plötzlich Familienmitglieder nicht mehr zu Besuch kommen durften. So ist es nötig, gerade dann für die Menschen da zu sein. Vielen Dank für das Interview!
„Wir haben ein Foyer. Da haben sich die Bewohner anfangs noch aufgehalten und da sind etliche Tränen gekullert. Da kann man sich nicht umdrehen und sagen: „Ich mache jetzt meine Kopien, ich muss jetzt an meine Arbeit.“ Da bleibt die Arbeit einfach liegen. Dafür hat man ein Gespür, dass man mit einem Gespräch, einem Lächeln, auch einfach mal für eine wirklich schnelle Hilfe sorgen kann. Und das kam auch gut an. “
„Ich wünsche, dass wir alle gesund bleiben und dass wir diese Zeit gut überstehen. Dass wir auch in die Zukunft was mit reinnehmen. Vielleicht auch wieder Verzicht üben, was wir jetzt gezwungenermaßen mussten und was eigentlich gar keine schlimme Sache war. Im Gegenteil! Es ist auch mal wieder schön, sich mal aufs Wesentliche zu besinnen.“
— Susanne Grohar
Buchhalterin in einem Pflegeheim
21. September 2020
Clarissa Schmitt ist Krankenschwester in der Isolierstation, jener Abteilung, die Coronapatienten behandelt. Ihr Berufsalltag hat sich mit der Pandemie drastisch verändert. Im Interview gewährt sie uns Einblicke in wohl einen der systemrelevantesten Berufe in dieser Zeit. Doch die Front im Gesundheitswesen ist nicht nur das Krankenzimmer. Wir hören im Anschluss die Perspektive von Frau Schmitts Kollegen, Prof. Dr. med. Volker Schmitz, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Inneren Abteilung. Der Rote Faden, der sich durch die Erfahrungsberichte beider im Krankenhaus St. Marienwörth Tätigen zieht, ist die Kollegialität, die sich gerade in der Krisenzeit besonders zu entfalten scheint.
„Es ist ein ganz anderer Ablauf in einer Iso-Einheit. Man hat ganz andere Vorkehrungen. Man muss sich einschleusen, ausschleusen, umziehen. Man hat ständig auch irgendwelche kurzen Weiterbildungen in der Hygiene. Es kamen jeden Tag andere Anordnungen vom Krisenstab. Man musste ganz vieles neu umsetzen und das alles in minimaler Besetzung. Das war schon sehr schwierig.“
„Wir waren zwar schon immer ein Team, aber irgendiwe hat jeder auf dem anderen nochmal explizit aufgepasst. Es war eine große Bereitshaft da, zu tauschen, einzuspringen, wenn jemand krank war, auch mal länger zu bleiben. [...] Man kommt natürlich auch ein bisschen müder nach Hause als an einem normalen Tag in der Inneren.“
— Clarissa Schmitt
Krankenschwester, Isolierstation
im Krankenhaus Sankt Marienwörth
„Ich bin positiv bewegt worden von dem interprofessionellen und interdisziplinären Zusammenrücken. Es spielte eigentlich nicht mehr so eine Rolle ob ich [...] als Chefarzt eine Meinung einbringe. Manchmal war ich gefragt, es spielte mehr eine Rolle was brauchen wir zur Problemlösung. Wenn es eine Trennwand war oder ein neues Schloss oder eine automatische Klingel, war plötzlich der Handwerker gefragt und mein Wissen [...] löste das Problem nicht. [...] Es war ein völlig unhierarchies Zusammenarbeiten, wo Titel oder Höflichkeit keine Rolle spielten. [...] Ich könnte mir vorstellen, dass wir Vieles bewegen könnten, wenn wir diesen Geist auch in anderen Situationen anwenden und übertragen würden.“
— Prof. Dr. med. Volker Schmitz
Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Inneren Abteilung
im Krankenhaus Sankt Marienwörth
5. September 2020
Als sogenannter Risikopatient war und ist Edgar Doell besonders vorsichtig. Die Zeit des Lockdowns hat er teils in kompletter Isolation verbracht. Wie er es trotzdem schaffte mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben, erzählt er uns im dritten Coronagespräch.
1. September 2020
Rolf Bernardi ist nicht nur Kreuznacher sondern auch Wahlspanier. In der Corona-Krise war er wochenlang von seiner Lebensgefährtin getrennt. Wie er damit umging, was das für Schwierigkeiten mit sich brachte und warum er froh ist, in Kreuznach zu sein, erzählt er uns im zweiten Corona Gespräch.
11. August 2020
Stefan Vinke ist normalerweise das gesamte Jahr über als Tenorsänger auf den Bühnen der Welt unterwegs. Corona hat den Kulturbereich hart getroffen. So wurden alle seine Auftritte für den Rest des Jahres abgesagt.
Was das mit jemandem macht, der normalerweise nur etwa zehn Wochen im Jahr zu Hause ist und wie er dem entgegenwirkt, erzählt er uns in unserem ersten Corona-Gespräch.